Reiner Körver  
Wir, drei Studentinnen der Hochschule der Medien, haben es uns im Rahmen unserer Masterarbeit zur Aufgabe gemacht, einen Dokumentarfilm über die Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen umzusetzen und ihre Lage mithilfe von dokumentarischen und animierten Bildern zu hinterfragen:

Sind ihre Chancen in Deutschland zu bleiben und sich integrieren zu können so rosig wie ihre scheinbar grenzenlosen Rechte?

Hat die Rücknahme des deutschen Vorbehalts zur UN-Kinderrechtskonventionzu einer Anpassung des deutschen Rechts geführt?

Gehören Asylverfahren bei Minderjährigen und Abschiebehaft der Vergangenheit an?

Wie sieht die Betreuung durch den Vormund aus, wenn diese für bis zu 40 Mündeln verantwortlich sind?

Bleibt das Kindeswohl bei der Ausübung der Gesetze immer höchste Priorität?

Welche Handlungsspielräume besitzen Behörden und warum wirken sie sich oft zum Nachteil der Jugendlichen aus?

Was passiert, wenn die Jugendlichen ihr 18. Lebensjahr erreichen und aus dem Schutz der Jugendhilfe fallen?

Um diese Fragen beantworten zu können, begleiten wir zwei minderjährige Flüchtlinge in den unterschiedlichen Phasen ihrer Integration in Deutschland.

Jugendlichen A beobachten wir ab seiner Ankunft im Notaufnahmeheim, bei der Prozedur der Alterseinschätzung, beim Verarbeiten seiner Erlebnisse, beim Erlernen der Sprache, beim Freunde finden.

Wie kann Integration und mitgebrachte Kultur miteinander vereint werden? Ist ein Jugendlicher, der noch in seiner Entwicklungsphase steckt, offener gegenüber fremden Traditionen, Lebensweisen und Esskulturen? Kann er ohne die Fürsorge und Vorbildfunktion seiner Eltern zu einem sozialen und aufrichtigen Menschen heranwachsen?

Der Jugendliche B fällt demnächst durch seine Volljährigkeit aus dem Schutz der Jugendhilfe heraus und wird nun Asyl beantragen.

Welche Chancen hat er in Deutschland bleiben zu können? Kann er auch mit lückenhaften Sprachkenntnissen und anderer Hautfarbe auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen? Welche Rolle spielen Vorurteile der Gesellschaft gegenüber Nichtdeutschen?

Mit beobachtender Kamera werden wir die Flüchtlinge in diesen wichtigen Phasen ihres Lebens begleiten – ohne einzugreifen.

Wir blicken zurück.

Um die Sichtweisen der beiden Flüchtlinge der öffentlichkeit noch intensiver nachfühlen zu lassen, möchten wir den Jugendlichen selbst in die Rolle des Kameramanns/der Kamerafrau bringen. Mit einer (Handy-)kamera zeigt er uns seinen Blick auf sein neues Leben.

Welches Hauptaugenmerk legt er dabei auf sein neues Wohnumfeld, auf seinen Mitmenschen, auf Gegenstände? Was ist für ihn besonders, was banal?

Wir blicken nach vorne.

Neben dem Leben und der Integration in Deutschland werfen wir einen Blick in die Heimat der Flüchtlinge. Häufig erlebten sie Kriege, Unterdrückung und Gewalt. Der Traum von einer besseren und angstfreien Zukunft manifestierte sich so sehr, dass sie entschieden, die gefährliche Flucht nach Europa auf sich zu nehmen.

Die Erinnerungen der Zustände in ihrer Heimat, die Erfahrungen auf der Flucht und die Träume des friedlichen Zusammenlebens werden wir mithilfe von Animationen verbildlichen. Auf abstrakte Art und Weise werden die Bilder im Kopf der Flüchtlinge dem Zuschauer zugänglich gemacht und somit ein Nachfühlen ihrer Erfahrungen und Träume ermöglicht.

Wie viel bleibt vom Traum übrig?

Vom Traum eines Lebens voll Glück, Sicherheit und einer lebenswerten Zukunft.